Bernhard Burgener: Wer ist eigentlich der umstrittene FCB-Prsident?

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Bernhard Burgener
Highlight Communications

Wer ist Bernhard Burgener? Auf diesen Gegenspieler hat sich David Degen eingelassen
David Degen kennen

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Wer ist Bernhard Burgener? Auf diesen Gegenspieler hat sich David Degen eingelassen
David Degen kennen die meisten Fussballfans. Er war Nationalspieler, lief fr den FC Basel und in der Bundesliga auf. Nun will er Besitzer des FC Basel werden und damit Bernhard Burgener aus dem Amt drngen. Aber wer ist eigentlich der von vielen ungeliebte FCB-Boss? Eine Spurensuche in fnf Kapiteln.

Die Anfnge
Im Juli 1966 blickt die Sportwelt begeistert nach England, wo im WM-Viertelfinal ein Mann alleine eine fantastische Wende bewerkstelligt. Dank vier Treffern des grossen Eusebio schlgt Portugal nach einem 0:3-Rckstand Nordkorea noch mit 5:3. Fr den kleinen Bernhard Burgener im fernen Basel, noch keine neun Jahre alt, ist es der Moment, der ihn zum Fussballfan werden lsst.
Doch etwas spter mausert sich ein anderer Zeitvertreib zur ganz grossen Leidenschaft des Gitarristen der Rockband Juniper Springs: Filme. Winnetou hat ihn gepackt, Pierre Brice als Indianer-Huptling. In einer Zeit, als man in der eigenen Stube nur ganz wenige Fernsehsender empfangen kann, baut der ausgebildete Kaufmann ab 1983 gemeinsam mit zwei Kollegen in der Region Basel eine Videotheken-Kette auf. Sie sind berzeugt, dass ihre Idee ankommt, Filmkassetten nicht teuer kaufen zu mssen, sondern sie gnstig ausleihen zu knnen.
Den sorgfltig erarbeiteten Business-Plan, dank dem ihm die Bank einen Kredit von 100'000 Franken bewilligt, besitzt er noch heute. Es waren Goldgrberzeiten damals, sagt Burgener im Magazin rckblickend, wir sind berrannt worden von den Kunden. Bereits nach zweieinhalb Monaten hatten wir das geplante Jahresergebnis eingespielt.
Der Unternehmer ist offen fr Innovationen, der Blick meldet 1986 aufgeregt: Der neuste Hit: Videofilme direkt aus dem Automaten! Burgener lsst in der ganzen Schweiz in zwei Dutzend Videotheken Automaten aufstellen, aus denen Kunden 24 Stunden am Tag einen von 200 Filmen ausleihen knnen. Brutalo- und Porno-Filme fhren wir jedoch nicht, beruhigt Burgener, der einen Steinwurf vom Joggeli entfernt in einer katholischen Familie aufwuchs, in der die Kirche etwas galt, allfllig aufgeregte Gemter.
Das Geschft mit Filmkassetten und CDs luft wie geschmiert. 1987 betrgt der Gruppen-Umsatz bereits 15 Millionen Franken. Burgener ist 30 Jahre alt und hat es schon zum Millionr gebracht. Er verkauft die Mehrheit an seinen Firmen dem Medienkonzern Ringier, bleibt Geschftsfhrer und kauft die Ringier-Anteile vier Jahre spter zurck. Vermutlich nicht fr mehr Geld, als er erhalten hat. Zahlen werden keine kommuniziert. Burgeners Videotheken sind lngst zu einem Imperium angewachsen und er handelt mit Filmrechten.
Nebst dem cineastischen hat er auch einen Blick frs reale Leben. Wie die NZZ berichtet, investiert Burgener Anfang der 90er-Jahre in ein stillgelegtes Marmorwerk im Sdtirol. Er glaubt an das Potenzial des Gesteins und wird fr seine Geduld belohnt. Burgeners Marmor wird fr den Bau des U-Bahnhofs des Ground Zero in New York verwendet.

Menschen im Oculus, Haupthalle des U-Bahnhofs mit Einkaufszentrum, World Trade Center, Transportation Hub, WTC, Architekt Santiago Calatrava, Manhattan, New York City, New York, USA, Vereinigte Staaten von Amerika New York City New York Vereinigte Staaten von Amerika *** People in the Oculus main hall of the U station with shopping center World Trade Center Transportation Hub WTC Architect Santiago Calatrava Manhattan New York City New York United States of America New York City New York United States of America

Zu jener Zeit stsst man auch auf erste Verbindungen zum FC Basel. Nach dem Aufstieg in die Nationalliga A 1994 organisiert Burgener, zwischenzeitlich im Klubvorstand, gemeinsam mit Legende Karli Odermatt eine FCB-Gala im Festsaal der Muba. Als erfinderischer Marketingkopf und hemdsrmeliger Schnorrer werden die zwei, die Geld fr den maroden Klub beschaffen, Jahre spter beschrieben.

Odermatt akquirierte 40 Restaurants, die fr zwei Jahre je 5000 Franken bezahlten. Dafr erhielten sie ein Poster, auf dem die erste Mannschaft mit dem Gastwirt posierte, einen FCB-Aschenbecher und weitere FCB-Goodies, berichtet Burgener spter in der Basler Zeitung. Karli schaffte das problemlos und der Verein hatte 200'000 Franken pro Saison mehr in der Kasse. Als Ren C. Jggi kommt, geht Burgener, weil er sich fragt, ob der Offensivdrang des neuen Prsidenten mit der Verpflichtung grosser Namen (Maurizio Gaudino, Jrg Berger, Adrian Knup) der richtige Weg sei.

Der Aufstieg
Der Fussball und das Filmgeschft haben eines gemeinsam: Sie holen die Menschen fr 90 Minuten oder etwas lnger in eine andere Welt.

Whrend der FCB 1994 in die hchste Liga aufsteigt, macht auch Bernhard Burgener einen Schritt nach vorne. Im gleichen Jahr beteiligt er sich an der Highlight Communications, die er fnf Jahre spter kauft. ber das Tochterunternehmen Team Marketing AG vermarktet er fr die UEFA die Champions League die Cashcow des europischen Fussballverbands.

Auch Basler Spiele in der Knigsklasse besucht er, fliegt im Privatjet mit der damaligen Besitzerin Gigi Oeri durch Europa. Ein rot-blaues Herz besitzt er sptestens seit seinem ersten Stadionbesuch als Neunjhriger. Gleich mit 10:0 fegt der FC Basel den FC Moutier vom Platz, Odermatt ist einer der Torschtzen.

Im Geschftsleben geht es fr Burgener weiter nur in eine Richtung: aufwrts. Das Wirtschaftsmagazin Cash bezeichnet ihn ehrfrchtig als Geldmaschine. Einst war er ein kleiner Video- und Filmhndler, heute ist Bernhard Burgener einer der wichtigsten Player im europischen Mediengeschft, ist 1999 zu lesen. Die bernahme der Champions-League-Rechte erfolgt auch vor dem Hintergrund, damit nher an die Fernsehsender heranzurcken. Wir werden die exzellenten Beziehungen von Team zu den TV-Anstalten ausntzen, um unser Business mit den Filmrechten noch auszubauen, sagt Burgener dem Cash.

Sport Bilder des Tages (FC Bayern & FC Basel), von links: Bernhard Burgener (Prsident, FC Basel 1893) und Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender, FC Bayern Mnchen AG / Fussball / FC Bayern Mnchen / 18.12.2018 / Digital-Partnerschaft mit FC Basel, FK Austria Wien und Dynamo Dresden / *** FC Bayern FC Basel from left Bernhard Burgener President FC Basel 1893 and Karl Heinz Rummenigge CEO FC Bayern Mnchen AG Fussball FC Bayern Mnchen 18 12 2018 Digital Partnership with FC Basel FK Austria Vienna and Dynamo Dresden.

Im gleichen Jahr fhrt ihn die Bilanz erstmals in der renommierten Liste der 300 reichsten Schweizer auf: Wie in einem Hollywood-Mrchen hat sich Highlight Communications im Mai 1999 an den Neuen Markt in Frankfurt gewagt und ist als Aktie zum Highflyer geworden. An der Brse ist die Firma einige Monate nach dem Brsengang rund eine Milliarde Franken wert, der Wert der Aktien hat sich verdreifacht.

Die Kontroversen
Bernhard Burgener hlt sich, so gut es geht, stets im Hintergrund. Auf einen Journalisten wirkt er so unscheinbar, dass dieser den schwerreichen Firmenbesitzer zunchst fr den Abwart hlt, als er an einer Generalversammlung erscheint. Das Magazin vergleicht ihn mit Leonard Zelig, einer Figur von Schauspieler Woody Allen, die als menschliches Chamleon durch die Weltgeschichte schleicht. Geltungssucht und Ruhm seien Burgener fremd, er besteht fast nur aus Understatement.

Dem Heft erzhlt er von Schicksalsschlgen in seiner Familie. Der Vater stirbt, kaum dass er pensioniert worden ist. Die Mutter wird auf einem Fussgngerstreifen von einem Tfffahrer erfasst und stirbt. Eine Schwester ist seit einem Hirnschlag bei einem Skiunfall halbseitig gelhmt. Diese Schicksale machen ihn demtig, sorgen fr Bodenstndigkeit. All dies geschah in vier Jahren, in den Neunzigern, und ich stand da mit meinen Millionen und konnte nichts tun. Geld ist nicht alles, sagt er einst der Weltwoche. Der Handelszeitung schildert er, wie er eine Einladung zu einem Essen mit Hollywood-Star Nicole Kidman abgelehnt habe, weil er lieber Zeit mit Frau und Kindern verbringen wolle.

Sein Firmen-Imperium wchst derweil weiter. 2003 bernimmt er Constantin Film (Fack Ju Ghte, Der Schuh des Manitu oder Der Untergang). Ein Coup, der nach zhem Ringen unter Dach und Fach ist, nicht ohne Nebengerusche. Fr Burgener ist der Kauf ein Schnppchen, erstanden vom deutschen Medienmogul Leo Kirch, der bei ihm hohe Schulden hatte.

Fr die Unterlegenen ist es eine feindliche bernahme, als Burgener den bisherigen Chef Bernd Eichinger verdrngt. Aber er bekommt, was er will: Er kontrolliert nun im deutschsprachigen Raum die gesamte Vermarktungskette von Filmen: Kino, Fernsehen, Video, DVD.

Der deutsche Filmemacher bleibt dem Schweizer nicht lange bse. Gemeinsam (und mit Gigi Oeri) drehen sie den Hit Das Parfm und Eichinger sagt ber Burgener: Der sieht aus wie ein Schulbub, aber er hat es faustdick hinter den Ohren. Er hat mir einfach die Firma weggenommen. Und das Verrckte ist: Ich arbeite immer noch fr ihn.
Gerade wenn es um bernahmen geht, fhlt sich eine Partei schnell benachteiligt. So erstaunt es nicht, dass Burgener nicht nur Anhnger hat. Ein Msterchen, mit welchen Wassern der Basler gewaschen ist, steht 2017 in der Handelszeitung ber den Streit bei Constantin Medien. Vereinfacht zusammengefasst, lsst Burgener dem Besitzer Dieter Hahn von Freunden einen Kredit geben, den dieser mit Aktien absichern muss. So ist Burgener de facto der Chef und nicht Hahn. Dieser beschuldigt seinen Widersacher auch, gegen ihn eine Anzeige wegen Insiderhandels erstattet zu haben.

Der FC Basel
So es sich denn so zugetragen hat, erinnert das Gebaren an die aktuelle Situation beim FC Basel. Burgener will einen Investor ins Boot holen, aber selber an der Macht bleiben.

Dem FCB sitzt er seit 2017 vor, nachdem er den Klub von Bernhard Heusler bernimmt. Er macht damit wahr, was er Anfang des Jahrtausends gesagt hat. Vom Magazin gefragt, ob er sich Aktien eines an der Brse gehandelten Fussballteams kaufen wrde, antwortet er: Als Geldanlage nein, als Fan ja. Aber vom FC Basel.

Wie viel FCB-Anhnger Burgener fr das Aktienpaket zahlt, ist geheim. Es gibt Schtzungen, die von 10 bis 12 Millionen Franken reden, andere gehen von einem Betrag von 15 bis 20 Millionen Franken aus. Greift er als Fan ins Portemonnaie? Oder ist es vielleicht doch eine Geldanlage?

Nach acht Meistertiteln in Folge beginnt mit der bernahme durch Burgener eine Basler Talfahrt, deren Ende noch nicht absehbar ist. Ein Cupsieg ist der einzige Titel in seiner ra, deren vorlufiger Tiefpunkt im Februar 2021 ein Cup-Ausscheiden gegen den unterklassigen FC Winterthur darstellt, dem man im eigenen Stadion mit 2:6 unterliegt.

Es geht bergab mit dem Klub:
Sportliche Niederlagen schmerzen Burgener indes nicht so sehr wie herkmmliche Fussball-Mzene. Burgener geht es nicht um den Klub allein. Wie im Filmbusiness sucht er auch mit dem Engagement beim FC Basel nach der Vervollstndigung einer Vermarktungskette, wie der Einstieg beim Chennai City FC zeigte: Nachwuchsspieler, Klub, Transferrechte, Vermarktungsrechte.
Ich habe Hunderte von Drehbchern gelesen: Jene, bei denen ein Held makellos ist und immer siegt, sind langweilig, zieht Burgener in der Weltwoche als noch neuer FCB-Prsident einen Vergleich zwischen Film und Fussball. Da ist sein Klub noch amtierender Meister und Burgener behauptet, er freue sich ber den erstarkten Konkurrenten YB. In einem Film ist der FC Basel mittlerweile kein strahlender Held mehr, sondern ein gestrauchelter, einer der Job und Frau verloren hat, in einer Klapperkiste unrasiert von einem billigen Motel-Zimmer in eine schbige Bar tuckert und bei dem sich der Zuschauer fragt, wie Hollywood es zurechtbiegt, dass er die Kurve noch kratzt.
Bernhard Burgener hat in seinem Geschftsleben mehr Erfolge als Misserfolge gehabt. Bis er sich an die Spitze des damals mit Abstand erfolgreichsten Schweizer Fussballklubs setzt, gelingt es ihm zudem erfolgreich, keine ffentliche Person zu sein. So wie er das will. Doch mit dem Fussball kommt das Scheinwerferlicht. Und kommen pltzlich rundherum Personen, die ungefragt meinen, alles besser zu wissen.

Der Ausblick
Im Herbst 2019 verstrkt Burgener die Klubfhrung mit einem, der als Ex-Nationalspieler viel vom Geschft versteht: David Degen. Zehn Prozent seiner Anteile verkauft er dem frheren FCB-Spieler, der gemeinsam mit Zwillingsbruder Philipp Degen eine Spielerberatungs-Agentur betreibt.

Doch schon bald liegen sich die beiden Parteien ber Kreuz, es heisst, sie wrden nur noch ber Anwlte miteinander kommunizieren. Im Mrz 2021 eskaliert der Streit. Burgener will Teile des Klubs an Investoren, mutmasslich an die britische Investmentfirma Centricus, verkaufen. Aber bevor dies geschieht, ruft sich Degen zum neuen Machthaber aus. Er besitzt offenbar ein Vorkaufsrecht fr Burgeners Aktien und meldet, er habe das ntige Geld, um das Recht auszuben.

Weil Burgener dies anders sieht, erwirkt Degen vor Gericht eine superprovisorische Verfgung. Heisst: Bis das Gericht ein Urteil fllt, darf erst einmal gar nichts geschehen. Der Rechtsstreit schrnkt den FC Basel in seinem Handeln ein. Und es ist unklar, wie lange dieser Zustand andauert.

2008 sagt sein Freund Karli Odermatt in der Bilanz ber Bernhard Burgener: Er riecht es frmlich, wenn etwas schiefzulaufen droht, und gibt Gegensteuer, bevor es so weit ist.

Hat ihn sein Geruchssinn zuletzt im Stich gelassen? Hat er seinen Entscheid, sein schnes, ruhiges Leben zu opfern und beim FCB einzusteigen, in der Zwischenzeit bedauert? Burgener ist nicht die erste Person und er wird nicht die letzte sein, die erfahren muss, dass der Fussball mit seinen vielen Emotionen ein besonderes Geschft ist. Und eines, das gerade in der Schweiz selten ein Geschft im monetren Sinn ist.

Source: https://www.watson.ch/sport/fussball/957530786-bernhard-burgener-wer-ist-eigentlich-der-umstrittene-fcb-praesident
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